Überblick Strahlengang AmigaDE


WB 3.9
Amiga - eine persönliche
Geschichte


Der 03.11.2001

Am 03.11.2001 erlebte ich erstmals "Amiga" auf "neuer" Hardware. Ich hatte Amithlon auf einem älteren PC (AMD K6-II/450 MHz) installiert und erfreute mich ganz neuer Eindrücke, die von einem enormen Geschwindigkeitsgewinn gegenüber meinem A4000/040 herrührten. Einige Gründe, den A4000 nicht zum alten Eisen zu werfen, wurden allerdings auch offenbar, nicht alle von mir eingesetzte Software läuft unter Amithlon. Amithlon ist ein Produkt, welches zu dem von Haage & Partner vertriebenen AmigaOS XL-Paket gehört, auf einem minimalen Linux-Kernel aufsetzt und es erlaubt, das AmigaOS auf einem PC mit x86-CPU einzusetzen. Neu gegenüber anderen Emulator-Lösungen ist, daß nicht zunächst ein anderes OS gestartet werden muß.


Der 09.12.2000

Am 09.+10.12.2000 fand in Köln eine Amiga-Messe statt, auf der die Version 3.9 eines Betriebssystems vorgestellt wurde, welches auf Computern läuft, die von den technischen Grunddaten her aus einer anderen, alten Welt scheinen, deren Grundkonzept aber so ausgelegt war, daß Jahre später, entsprechende Software vorausgesetzt, immer noch ein Arbeiten damit möglich ist. Das Betriebssystem selbst ist sehr resourcensparend, so daß es auch mit einer mit nur 25 MHz getakteten CPU und 16 MB Hauptspeicher möglich ist, sich flüssig im Internet zu bewegen.

Natürlich gibt es auch für den Amiga Erweiterungen, die ihn leistungsmäßig weit über die Standards von 1993 herausheben, aber eine mit 233 MHz getaktete PPC-CPU ist heute auch nicht mehr Stand der Technik. Zudem sind entsprechende Erweiterungen sehr teuer, oftmals teurer als ein komplett ausgestatteter PC mit Intel-Prozessoren, da sie nur in geringen Stückzahlen gefertigt werden.


August 1988 ...

Im August 1988 stand er endlich vor mir, ein mächtiger Blechkasten mit 1 MB RAM, einem Diskettenlaufwerk und vielen leeren Steckplätzen, die gefüllt werden wollten, ein AMIGA 2000 aus dem Hause Commodore. Nachdem eine Textverarbeitung (Textomat von Data Becker) eingerichtet war, ging es an die Erkundung der Leistungsfähigkeit des neuen Rechners. BASIC-Listings wurden eingetippt, Fraktale berechnet, - alles schön bunt. Und während der Computer Fraktale berechnete, konnte man seine Korrospondenz erledigen!

Sich ineinander spiegelnde Kugeln weckten sehr bald mein Interesse, Ray Tracing hieß das neue Stichwort. Also wieder BASIC-Listings abgetippt und gewartet... Das war es nicht. POVRAY - die Demos berechnen lassen, - sah toll aus. Eigene Versuche gestartet, - war sehr mühsam, die Objekte in einem Texteditor zu erstellen. Also wurde Turbo Silver in der Version 3.0 gekauft. So etwas gab es damals in jedem Kaufhaus. Das - sehr gute, deutschsprachige - Handbuch hatte übrigens ein gewisser Wolf Dietrich verfaßt. Mein Amiga berechnete jetzt fleißig von mir entworfene Szenen, stundenlang, ja tagelang, - machte aber nichts, da ich meine täglichen Arbeiten trotzdem erledigen konnte.

Szene mit Turbo Silver

Der AMIGA 2000 war zwischenzeitlich mit einen SCSI-Controller, einer Festplatte, weiteren 4 MB RAM und einem CD-ROM-Laufwerk angereichert worden. Imagine war dem Turbo Silver gefolgt und mit MaxonCAD wurde fleißig konstruiert. Datenbanken und Tabellenkalkulationen gab es auch, nur die damals verfügbaren Textverarbeitungsprogramme wollten mir nicht gefallen, der Textomat erinnerte mich zu sehr an den C64, WordPerfect war zwar eine gute Textverarbeitung, unterstützte aber die Grafikmöglichkeiten des Amiga nicht und alle anderen erschienen mir zu verspielt. So wurde ich aus Notwehr zum TeXi. Es dauerte fast bis zur Pleite von Commodore, bis ich endlich ein Textverarbeitungsprogramm auf meinem Amiga installiert hatte, welches mir gefiel, - das Programm Ami Write, welches später in Wordworth umgetauft wurde.

1989 gab es eine Amiga-Messe in Köln. Wow, was gab es da für Sachen zu sehen: NewTek präsentierten ihren Video-Toaster, es gab eine neue Version von Digi Paint und Commodore begann damit, den Niedergang einzuleiten. Der Messekatalog von damals zeugt von einer Vielfallt, von der heutige User und Userinnen nur noch träumen können.

Der AMIGA 2000 war mit einer mit 7 MHz getakteten 68000 CPU von Motorola ausgestattet. Es waren Prozessorkarten mit einer CPU 68020 bzw. 68030 verfügbar, zusätzlich gab es sogenannte Brückenkarten (bridge boards), auf denen ein kompletter PC untergebracht war. Im Gehäuse eines AMIGA 2000 konnte man also zwei Computer betreiben. Zusätzlich versuchte Commodore den AMIGA 2500 UX als Unix-Rechner auf dem Markt zu etablieren, Dies geschah, zumindest hier in Deutschland, sehr halbherzig, bei professioneller Preisgestaltung sah man sich nicht in der Lage, entsprechenden Support zu liefern, - die Kunden merkten es.

Beim Amiga 3000 wiederholte man den Fehler. Der AMIGA 3000 hatte eine mit 16 bzw. 25 MHz getaktete 68030 CPU. Mein nächster Amiga war der AMIGA 4000/030. Das war sozusagen die Sparausgabe des A3000, - er hatte zwar eine etwas bessere Grafik (AGA), die aber 1993 schon nicht mehr zeitgemäß war, - der SCSI-Controller fehlte. Das Betriebssystem erschien in neuem Outfit und mit neuen Funktionen, zumindest hier blieb der Vorsprung gegenüber dem Standard, Windows von Microsoft, gewahrt.

Commodore ging, der Walker wurde angekündigt und ESCOM ging auch. Zwischenzeitlich wurden noch einmal ein paar AMIGA 1200 und AMIGA 4000T produziert. Amiga, das geistige Eigentum (viele Patente) und die restlichen Lagerbestände, wurde mehrfach weiterveräußert und befindet sich seit dem 03. Januar 2000 in den Händen (ohne die Patente) von zwei ehemaligen Gateway-Mitarbeitern, Bill McEwen und Fleecy Moss. Deren Ziel ist es, eine neue Betriebssystemumgebung (AmigaDE) auf den Markt zu bringen, die bei weitestgehender Hardware-Unabhängigkeit die Vorteile des alten Amiga OS (geringer Resourcenbedarf, leichte Bedienbarkeit, Schnelligkeit, Flexibilität) mit neuen Technologien vereinen soll.


Mein Amiga heute...

Der A4000/030 ist zwischenzeitlich zu einem A4000/040 mutiert. Weitere Erweiterungen wurden ihm in Form einer Picasso IV-Grafikkarte und einer IOBlix-Schnittstellenkarte spendiert, ein CD-ROM-Rewriter harrt des Einbaus. Da ich das Betriebssystem in der Vergangenheit nur durch sehr wenige Patches "aufgewertet" hatte, außer MUI, dem ToolManager und TurboPrint fand ich nichts so aufregend, daß es den Weg auf meine Festplatten fand, gab es bei mir keinerlei Schwierigkeiten nach der Installation von AmigaOS 3.5 bzw. AmigaOS 3.9. Bei letzterem mißfällt mir allerdings die schlampige Installationsroutine, einige aktuelle Dateien werden nicht auf die Festplatte kopiert.

Ein weiterer "Amiga" hat sich zwischenzeitlich dazugesellt, ein PC mit darauf installiertem Amithlon. Dieser ist zwischenzeitlich mein Brot- und Butter-Rechner. Er bietet mir das Look and Feel eines "echten" Amiga, ist aber entschieden schneller als die bisher von mir eingesetzte Konfiguration, - und das zu einem annehmbaren Preis.

Textverarbeitungen, Organizer

Als Textverarbeitung nutze ich weitestgehend Wordworth von Digita (Entwicklung eingestellt, gleiches gilt für den Organizer aus dem selben Haus), immer häufiger auch den AmigaWriter von Haage & Partner. TurboCalc ist ein leistungsstarkes Tabellenkalkulationsprogramm, wird aber auch nicht mehr weiterentwickelt. Zur Rechnungsstellung verwende ich GS-Auftrag (unter PC-Task).

Recht vielfälltig, aber nicht immer leistungsstark, ist das Angebot an Internet-Software. Mit Miami Deluxe (TCP/IP-Stack), YAM (Mailer) und Voyager (Browser) sind hier meine Favoriten genannt, mFTP (FTP-Programm, - bezahlt ist bezahlt) und AWeb-II (Browser) verwende ich nur aus Notwehr, - hoffentlich bringt es O. Wagner im neuen Jahrtausend endlich fertig, Javascript vernünftig und brauchbar in seinen Voyager zu implementieren.

Voyager und AWeb-II


Warum ich Amiga immer noch nutze?

Einerseits ist es sicher die Faszination, mit einem Rechner zu arbeiten, dessen CPU auf anderen Systemen selbst dann zu viel zu langsam wäre, wenn man die Taktfrequenz verzehnfachen würde. Andererseits gefallen viele Merkmahle des Betriebssystems auch heute noch, obwohl wichtige Funktionalitäten wie Speicherschutz und virtueller Speicher fehlen.

Ich bin ein bequemer Mensch. Ich habe keine Lust, mir Gedanken darüber zu machen, in welches CD-ROM-Laufwerk ich die CD stecke, die der Rechner gerade anfordert. Ein Betriebssystem muß in der Lage sein, zu erkennen, welches Medium in welchem Laufwerk steckt, um die Daten dann zu laden oder zu speichern. Diesen Anspruch stelle ich seit 1988. Ich habe mir auch eine Reihe von ARexx-Scripte geschrieben, die verschiedene Anwendungen miteinander verknüpfen, den Datenaustausch regeln und Abläufe automatisieren.

So habe ich mir meinen Arbeitsplatz, beim Amiga Workbench genannt, recht gemütlich eingerichtet. Andere Amiga-User haben an dieser Stelle ein hochgezüchtetes Cockpit oder eine noch kargere Wüste, - alles geht, nichts muß sein. Das System selbst ist flexibel erweiterbar und dennoch auch für den unbedarften Anwender durchschaubar. Diese Eigenschaften sind für viele Anwender der Grund, den Amiga trotz veralteter oder teurer Hardware heute noch zu nutzen. Natürlich ist aber auch zu beachten, daß für diese Rechner immer weniger professionelle Software entwickelt wird.



© 2000-2002 Jürgen Lange